Stolperstein-Verlegung zum Gedenken von Mathilde Tausend
Mathilde Tausend (1897–1941)
Mathilde Tausend, geborene Juliane Mathilde Kessler, wurde am 17. Juli 1897 in Neunkirchen geboren. Am 1. März 1924 heiratete sie den verwitweten Sandformer Karl Tausend aus Bischmisheim, mit dem sie am Geisberg 96 lebte. Das Ehepaar hatte zwei gemeinsame Söhne: Karl-Heinz, geboren im Dezember 1927, der im März 1945 in Würzburg fiel, und Egon Arthur, geboren im Januar 1930.
Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes brach bei Mathilde Tausend eine schwere psychische Erkrankung aus. Am 2. September 1930 wurde sie erstmals in die Heil- und Pflegeanstalt Merzig eingewiesen, wo die Ärzte eine Schizophrenie diagnostizierten. Nach einer ersten Besserung durfte sie im Juni 1931 nach Hause zurückkehren, musste jedoch bereits im September desselben Jahres erneut aufgenommen werden, da sich ihr Zustand wieder dramatisch verschlechtert hatte. Sie zeigte sich unruhig, verwirrt und war gegenüber ihrem Mann und insbesondere den Kindern gewalttätig. In den folgenden Jahren wiederholten sich diese Rückfälle, sodass sie mehrfach zwischen Klinikaufenthalten und dem Familienleben wechselte. Ihre letzte Einweisung in Merzig erfolgte am 7. Januar 1935.
Im Rahmen der allgemeinen Evakuierung der Merziger Klinik wurde Mathilde Tausend am 1. September 1939 in die Heil- und Pflegeanstalt Weilmünster verlegt. Von dort aus wurde sie am 20. Februar 1941 zusammen mit 70 weiteren Patientinnen und Patienten in einem der sogenannten „Grauen Busse“ in die Tötungsanstalt Hadamar gebracht. Noch am selben Tag wurde sie dort – nach einer formalen ärztlichen Untersuchung – im Zuge der sogenannten T4-Aktion ermordet. Diese NS-Aktion stand für den systematischen Massenmord an kranken und behinderten Menschen.
Ihren Angehörigen wurde der 6. März 1941 als offizielles Sterbedatum mitgeteilt – eine bewusste Täuschung über die tatsächlichen Todesumstände, wie sie im Rahmen der Euthanasiemorde üblich war.
Mathilde Tausend zählt zu den Tausenden von Euthanasieopfern, die im Zuge der nationalsozialistischen Krankenmorde in Hadamar ihr Leben verloren
© Text: LHS Saarbrücken
© Fotos: Werner Johann