Schinkelkirche Story

Geschichte der Schinkelkirche

Die evangelische Kirche in Bischmisheim fällt mit ihrer oktogonalen Form aus dem Rahmen der Kirchen in der näheren und weiteren Umgebung. Dieser ungewöhnliche Bau wurde zur Entstehungszeit, in den Jahren 1822-1824, von der Gemeinde abgelehnt. Es sollte mehr als hundert Jahre dauern, bis man den Wert dieses klassizistischen Kleinods entdeckte.
Der Entwurf stammt von Karl Friedrich Schinkel, dem berühmten Baumeister des preußischen Königs. Schinkel wurde 1781 in Neuruppin geboren und ist 1841 in Berlin gestorben. Er ist wohl der bedeutendste deutsche Baumeister des 19. Jahrhunderts. Er gilt als Hauptvertreter der klassizistischen Architektur, doch fließen ebenso antikisierende, neugotische und romantische Tendenzen in sein reiches Werk ein.
Schinkel übernahm selbst die Bearbeitung der eingereichten Unterlagen zum Neubau der Bischmisheimer Kirche. Sein Entwurf, der oktogonale Zentralbau, begründet er durch ökonomische und kirchenspezifische Motive.
Neueste Studien ergaben, dass dieser Bau nach Schinkels Vorstellungen geradezu das Idealbild einer evangelischen Dorfkirche verkörpert. Bezogen auf die Anforderungen an einen solchen Kirchenbautyp ist mit dem Bau der Bischmisheimer Kirche der ausgereifteste Entwurf realisiert worden, der sich noch heute – fast unverändert – als ein Zeugnis des großen Baumeisters erweist.

Baubeschreibung und Ausstattung:

Zeichnung

Von der Straße aus gelangt man über eine Treppe und einen von hohen Kastanien gesäumten Weg zur oktogonalen Kirche im rückwärtigen Teil des Kirchgrundstücks. Die Kirche ist nicht geostet: Das Kirchenportal liegt im Nordosten, der Kanzelaltar dem Eingang gegenüber im Südwesten.
Über einem gleichseitigen achteckigen Grundriss ist auf einem niedrigen Sockel ein zweigeschossiges Bauwerk errichtet, dessen einziger Schmuck in profilierten, den gesamten Bau umlaufenden Gesimsen und einfach profilierten Rundbögen besteht. Es wird von einem Pyramidendach abgeschlossen. In dessen Zentrum erhebt sich ein den Glockenstuhl aufnehmender Dachreiter mit einem spitzen, achteckigen Helm.
Eine Oktogonseite weist in jedem Stockwerk zwei Rundbogenfenster auf. Die kleinteiligen Scheiben in Antikglas werden von weiß gestrichenen Sprossen aus Eichenholz gefasst. Das Doppelportal auf der Nordseite ist dem rundbogigen, gekuppelten Fenstersystem angepasst. Dem entspricht auch auf der gegenüberliegenden Seite die Sakristeitür mit einem Fenster.
Der unverputzte Bau besteht aus rötlichem bis ockerfarbenem Sandstein aus der Umgebung. Sowohl das achtteilige Pyramidendach als auch der Helm des Dachreiters sind beschiefert.
Dem oktogonalen Grundriss entspricht auch das Innere der Kirche. Eine rundum verlaufende, hölzerne Empore wird von acht Säulen getragen, darüber scheinen acht weitere Säulen die Decke zu stützen. Dem Eingang gegenüber ist eine Seite des Oktogons in den Kirchenraum bis zu den Säulen eingebaut. Dort befindet sich der Hintereingang und die Sakristei. In Innenraum finden Kanzel und Altar vor der Wand dieses Raumteils ihren Platz. Darüber steht die Orgel auf der Empore. Die Kirchenbänke gruppieren sich siebenseitig um den Kanzelaltar. Am Eingang führt zu beiden Seiten des Glaswindfangs eine offene, mit Holzstufen ausgestattete Wendeltreppe zur Empore.

Schinkelkirche Innen 2007

1987-1988 wurden bedeutende Renovierungsmaßnahmen, die den Innenraum der Kirche betrafen, eingeleitet. Mit der Farbgebung wollte man sich dem Urzustand weitestgehend annähern. Farbanalysen brachten aber keine zufriedenstellenden Ergebnisse, so dass man sich nach langen Beratungen im Kreise von Pfarrer i.R. Fritz Bettinger, Presbyterium, Landeskonservator und Architekt Christian Spindler zu einer bisher nie da gewesenen, völligen Neugestaltung der Farbfassung im Sinne Schinkels entschloss. Hierzu wurde der Kunstmaler Manfred Bleßmann aus Berlin hinzugezogen, der in Berlin mit der Ausmalung der Schinkel’schen Nazarethkirche nach den Originalfarbplänen Karl Friedrich Schinkels beauftragt war. In Zusammenarbeit mit den Beteiligten vor Ort arbeitete er einen Entwurf aus. Als Grundton der aufgemalten Sandsteinquaderung wurde für Bischmisheim ein heiteres, warmes Gelb gewählt. Endlich erhielten auch die Säulen die „füglich gemalten“ Kannelüren, die Schinkel zur Farbgestaltung vorgeschlagen hatte.

Karl Friedrich Schinkel hat für Bischmisheim ein Bauwerk in höchster Vollendung geplant, das sich durch Sachlichkeit, Rationalität, Effektivität und nicht zuletzt durch ästhetische Proportionalität auszeichnet. Die Schinkelkirche in Bischmisheim ist ein Kunstwerk von höchstem Wert.

Quelle:
Kirchenführer „Ev. Kirche Bischmisheim, nach Plänen von K.F. Schinkel“
Verfasser: Ute Kegel
im Auftrag der Ev. Kirchengemeinde Bischmisheim unter Federführung des Presbyteriums und Pfr. i.R. Friedrich Bettinger

Wenn Sie weitere Informationen wünschen, können Sie den Kirchenführer zur Schinkelkirche bei der Ev. Kirchengemeinde Bischmisheim erwerben.

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