Historie

Bischmisheim ist einer der ältesten Orte der mittleren Saargegend.

Er kann auf eine urkundlich nachweisbare Vergangenheit von über tausend Jahren zurückblicken. Vielleicht können die Anfänge der Besiedlung noch deutlich früher angesetzt werden, denn viele Zeugen aus längst vergangenen Zeiten belegen, dass der Bischmisheimer Bann ein uraltes Siedlungsgebiet ist.

Nach Beendigung der Römerherrschaft kämpften germanische Stämme untereinander um den Besitz des Landes. In der Entscheidungsschlacht gegen die Alemannen bei Zülpich im Jahre 496/98 gingen die Franken unter ihrem König Chlodwig I. als Sieger hervor. Unsere Heimat stand nun als Königsland unter fränkischer Herrschaft. Aus Dankbarkeit für den errungenen Sieg konvertierte Chlodwig I. zum christlichen Glauben und ließ sich in Reims durch Bischof Remigius taufen.

In der Langfassung des Remigiustestaments ist vermerkt, dass König Chlodwig I. dem Bischof Remigius von Reims, nachdem ihn dieser aus der Taufe gehoben hatte, „Berna“ … mit zwei Landgütern („duabus villis“), die er zu Ehren des Bischofs in seiner Sprache „Biscofesheim“ (Bischofsheim) nannte, geschenkt habe. Diese Langfassung des Remigiustestaments wurde in der Vergangenheit als erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Bischmisheim angesehen. Überprüfungen haben jedoch ergeben, dass es sich hier, was den Zeitpunkt der Schenkung betrifft, um eine Fälschung handelt, die der Reimser Erzbischof Hinkmar im 9. Jahrhundert in das Remigiustestament eingefügt hat. Die inhaltliche Wahrheit der Interpolation wird jedoch nicht angezweifelt, denn wir dürfen eine Königsschenkung an das Bistum Reims annehmen, aber erst zur Zeit König Childeberts II. zwischen 581 und 584.

Flurkarte aus den Jahre 1763


Das in der gefälschten Langfassung erwähnte Dorf „Berna“ ist mit Behren-les-Forbach identisch. In „Berna“ stand ein fränkischer Königshof, der vermutlich das Zentrum der Reimser Besitzungen in der alten königlichen „forestis“ des „Vosagus“ war. Von hier aus rodeten und besiedelten die Mönche das Land und missionierten die Bevölkerung. Zwecks intensiverer Landnutzung schufen sie innerhalb ihres Besitzes zwei Höfe, die sie zu Ehren ihres Bischofs „Biscofesheim“ nannten. Aus diesen beiden Höfen ging das spätere Bischmisheim hervor.

Obwohl sich das Alter des Dorfes nicht genau bestimmen lässt, dürfen wir doch annehmen, dass die beiden Höfe (Biscofesheim) während der fränkischen Landnahme gegen Ende des 6. bzw. zu Anfang des 7. Jahrhunderts entstanden sind. Der eine Hof lag vermutlich im Unterdorf im Bereich Gartenstraße/Im Eck, der andere im Oberdorf im Bereich Marieneck/Bornshübel. Die später angelegte Hauptstraße stellte die Verbindungsachse zwischen diesen beiden Höfen und der frühen Kirche her. Um diese Achse entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte das Dorf.

Die erste als echt anerkannte urkundliche namentliche Erwähnung von Bischmisheim fällt in das Jahr 884. Damals bestätigte Kaiser Karl III. auf Bitten des Erzbischofs Fulco von Reims, dass er dem Reimser Stift die ihm entzogenen Güter, darunter im Rosselgau in der Bliesgrafschaft die Dörfer „Berna“ und „Biscofesheim“, zurückgibt. Wie bereits erwähnt, war Biscofesheim (Bischofsheim/Bischmisheim) seit seiner Gründung im Besitz der Bischofskirche von Reims, bis Erzbischof Artold es 931 zusammen mit den Reimser Ostgebieten um Kusel an die Abtei S. Remi in Reims übertrug. Im 10. Jahrhundert entzog Graf Gotfrid von Verdun „Berna“ der Reimser Kirche gewaltsam und vermachte es der Abtei St. Vannes in Verdun. Obwohl Kaiser Friedrich I. Barbarossa in einer Urkunde aus dem Jahre 1152 befahl, dass der Abtei St. Remi seine beiden Besitzungen Berna und Biscofesheim wieder zugestellt werden sollen, blieb Berna in der Folge im Besitz der Abtei St. Vannes. Biscofesheim/Bischmisheim wurde nun der 1124 gegründeten Benediktinerpropstei St. Remigiusberg bei Kusel unterstellt, dem neuen Verwaltungsmittelpunkt der Reimser Ostgebiete.

„Gruß aus Bischmisheim/Saar“ (offiziell Postkarte aus den 40-er Jahren), Oben links: Ansicht von der Gartenstraße; oben rechts: Kirche und Schulhaus; unten links: Oberer Geisberg; unten rechts: Schulstraße.

Doch die Reimser Güter an der mittleren Saar lagen auch von St. Remigiusberg zu weit entfernt, so dass die Pröpste die Abgaben nicht selber einziehen konnten. Deshalb verpachteten sie ihren Streubesitz an adlige Herren, u. a. an die Grafen von Saarbrücken, die seit dem 13. Jahrhundert auch die Vogtei (weltliche Herrschaft) über Bischofsheim/Bischmisheim ausübten. Doch diese drangsalierten die Bauern mit hohen Abgaben und Frondienst und versuchten dem Reimser Stift das Gebiet zu entziehen, um daraus ihre Vasallen mit Lehen auszustatten. So ist es nicht verwunderlich, dass den Mönchen von St. Remigiusberg der Einfluss auf die Reimser Güter an der Saar immer mehr entglitt. Im Jahre 1524 hatten sie alle ihre Einnahmen aus Bischofsheim bis auf den Zehnten verloren. Als während der Reformation im Herzogtum Pfalz/Zweibrücken die Propstei aufgelöst wurde, ging Bischmisheim nach fast eintausendjähriger Zugehörigkeit zur Reimser Kirche teils durch Schenkung, teils durch Kauf, in den Besitz der Grafen von Nassau-Saarbrücken über.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Bischmisheim fast ganz verwüstet. Hatte der Ort im Jahre 1635 noch 54 Häuser, so zählte man 1670 nur mehr als 10. Erst allmählich siedelten sich wieder Leute an. Für 1723 liegt uns die genaue Einwohnerzahl vor. Damals gab es in Bischmisheim 31 bewohnte Häuser, in denen 27 Familien mit insgesamt 190 Einwohnern lebten. Im Jahre 1728 wurde der größte Teil des Ortes durch eine Feuersbrunst zerstört. 1756 bestand das Dorf aus 52 Häusern.

Kirchstraße 1928 – 1930


Über Jahrhunderte war Bischmisheim ein reines Bauerndorf. Mit der beginnenden Industrialisierung um die Mitte des 18. Jahrhunderts erlebte der Ort einen bescheidenen wirtschaftlichen Aufschwung. In den Revolutionskämpfen im Jahre 1793 war Bischmisheim ein wichtiger Punkt in der preußischen Stellung vor Saarbrücken. Am 29. September 1793 kam es zwischen Bischmisheim und Ommersheim zu einem Gefecht mit französischen Karabiners, wobei letztere allein 6 Offiziere verloren. In der nun folgenden französischen Zeit gehörte unsere Heimat zum Saardepartement mit der Zentralverwaltung in Trier, Kanton St. Arnual. Da der Kantonalverwaltung kein Erfolg beschieden war, wurden die besetzten Gebiete nach 1800 in Präfekturen, Unterpräfekturen und Mairien eingeteilt. Damals entstand auch die Mairie Bischmisheim, die jedoch bereits 1802 wieder aufgelöst wurde. 1812 wurde die Mairie Bischmisheim erneut hergestellt. 1859 traten weitere umliegende Gemeinden der Bürgermeisterei Bischmisheim bei, die bis 1935 bestehen blieb und am 1. April 1936 in Amt Brebach umbenannt wurde.

Der damals zu Bischmisheim gehörende Ort Schafbrücke ist wahrscheinlich Ausgangs des 17. Jahrhunderts entstanden. 1709 befand sich hier eine den Grafen von Nassau- Saarbrücken gehörende Ziegelbrennerei, die in diesem Jahre an einen gewissen Deutsch verkauft wurde. Später wurde hier ein Wegezollhaus errichtet. Außerdem liegt hier die ebenfalls zu Anfang des 18. Jahrhunderts erwähnte Grumbacher Mühle. Der Name des Ortes stammt von der im Zuge der Landstraße über den Scheidterbach führenden Brücke. Diese Brücke wurde Anfang des 19. Jahrhunderts bei den Straßenbauten des Kaisers Napoleon erbaut. Der Bach diente damals gerade an dieser Stelle den Schäfern der engeren und weiteren Umgebung zur Wäsche ihrer Schafherden und führte den Namen Schafbach. Die Brücke und die hier entstandene Ansiedlung wurde demzufolge „Schafbrücke“ genannt. In den napoleonischen Kriegen wurde die Bevölkerung wiederum durch Einquartierungen und Kriegslasten stark in Mitleidenschaft gezogen. Mit dem Anschluss an Preußen begann endlich eine Phase steter Aufwärtsentwicklung.

Bau der Hang- und Talbrücke Bischmisheim 1959 / 1960
Foto: Landesinstitut für Pädagogik und Medien Dudweiler

Bischmisheim gehörte zur preußischen Provinz Niederrhein und seine Ostgrenze bildete die Grenze des Königreichs Preußen zum Königreich Bayern.
Bischmisheim besitzt eine unter Denkmalschutz stehende evangelische Kirche, die in den Jahren 1822-1824 nach Plänen des berühmten Berliner Baumeisters Schinkel mit Unterstützung des preußischen Staates gebaut wurde. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert siedelten sich Industriebetriebe in Brebach und im Scheidter Tal an. Diese führte zu einer Umschichtung in der Bevölkerungsstruktur. Aus Bauern wurden Industriearbeiter, Handwerker und Verwaltungsangestellte. Die Zahl der Bauernhöfe ging langsam aber stetig zurück. Viele Menschen betrieben in den Dreißiger Jahren des vorherigen Jahrhunderts die Landwirtschaft nebenberuflich. Die Entwicklung des Ortes brachte aber auch neue Aufgaben für die Gemeinde mit sich. Man erbaute im Grumbachtal ein Wasserwerk, die Straßenverbindung nach Brebach wurde ausgebaut, der Ort erhielt eine Kanalisation und die Gasversorgung wurde in Betrieb genommen.

Ölmühle Bischmisheim

Vor Beginn des 2. Weltkrieges lebten in Bischmisheim (einschließlich Schafbrücke) schon 4485 Bewohner. Die Struktur war sehr dörflich geprägt, die Familien kannten sich untereinander. Für einen jungen Menschen war es in dieser Zeit selbstverständlich, in der Landwirtschaft mitzuarbeiten. Mit der Ausgliederung des Ortes Schafbrücke ging die Industrialisierung an Bischmisheim vorbei: Auf dem Berg gelegen bot sich Bischmisheim als Wohngemeinde an.

Die Kriegsereignisse des Zweiten Weltkrieges führten dazu, dass die jungen Menschen auf die Schlachtfelder Europas ziehen mussten. Der Ort Bischmisheim wurde geräumt und die Bevölkerung evakuiert. Bei Kriegsende war Bischmisheim zu 60% beschädigt. 135 Bischmisheimer Bürger waren als Soldaten gefallen. Die Menschen waren in den Jahren nach Kriegsende mit dem Wiederaufbau der Häuser beschäftigt. Auf den Trümmern des Krieges entwickelte sich sehr schnell eine günstige Wirtschaftsstruktur um Bischmisheim herum, so dass die Menschen Arbeit und Brot fanden.

In den fünfziger Jahren verschwand die bäuerliche Kultur immer mehr; nicht nur die bäuerlichen Hauptbetriebe, sondern auch die Nebenbetriebe gingen stark zurück. Die Menschen verdienten ihr Brot in der Stadt Saarbrücken und in den Industriebetrieben Brebachs und des Scheidter Tales. Mitte der fünfziger Jahre wurde in Bischmisheim eine neue Schule mit Turnhalle gebaut, es folgten ein Gemeindesaal mit Kindergarten, neue Wohn- und Industriegelände wurden erschlossen und die Flur bereinigt. Die eigenständige Gemeinde Bischmisheim wurde 1974 in die Landeshauptstadt Saarbrücken eingegliedert.

Die im Beruf geforderte Mobilität führte zu stärkeren Bewegungen in der Bevölkerungsstruktur. Trotz der veränderten Bedingungen hat sich der dörfliche Charakter dennoch stärker erhalten als in anderen umliegenden Gemeinden. Ausdruck der Verbundenheit sind das immer noch aktive Vereinsleben und die seit 1984 im 2-Jahres Rhythmus stattfindenden Dorffeste. In den letzten 60 Jahren hat sich Bischmisheim aus einem ländlichen Bauern- und Arbeiterdorf in einen Stadtteil mit vorteilhafter Wohnlage gewandelt.

Quelle:
Texte und Bilder: Auszüge aus nachstehender Literaturliste
Bilder: Jochen Pollex, 2006
Bilder: Kristina Fess


Aktuelle Literaturliste,
Vertrieb durch die Geschichtswerkstatt, Tel.: 0681 893826

Geschichtswerkstatt Bischmisheim: Broschüre „Bischmisheim“,
1994, 102 Seiten mit zahlreichen Abbildungen.
Preis: 6 EUR

Geschichtswerkstatt Bischmisheim: „Bibliographie Bischmisheim“ , 26 Seiten (A4).
Das Dokument enthält eine Übersicht der veröffentlichten Literatur und bekannten Archivbestände über Bischmisheim. Dieses Manuskript wird ständig aktualisiert. Ein unverzichtbares Hilfsmittel für jeden, der sich mit der Geschichte von Bischmisheim beschäftigt.
Preis: 4 EUR

Geschichtswerkstatt Bischmisheim: „Bischmisheim in historischen Bildern“,
2005, 98 Seiten mit Zeittafel und 160 historischen Fotos von Straßen, Gebäuden, Dorfplätzen usw..
Texte: Werner Karg
Preis: 8 EUR (vergriffen!)

Werner Karg: „Die Geschichte des Dorfes Bischmisheim im Mittelalter“, herausgegeben von der Geschichtswerkstatt Bischmisheim,
Zweite überarbeitete Auflage 2006, 56 Seiten mit zahlreichen Abbildungen.
Preis: 8 EUR

Werner Karg: „Aus der Geschichte Neues entwickeln“ ,
2006, 20 Seiten (A4) + CD.
Begleitheft zur Ausstellung „Vorbilder zur Bischmisheimer Schinkelkirche und die Entwicklung des Zentralbaus in der
sakralen Architektur“ (anlässlich des 225. Geburtstages von Karl Friedrich Schinkel im Jahre 2006 im ev. Gemeindehaus)
Preis: 6 EUR

Ute Kegel: „Ev. Kirche Bischmisheim nach Plänen von K. F. Schinkel“,
Zweite, völlig neu bearbeitete Auflage, DKV Kunstführer Nr. 239/3.
Preis: 3 EUR

Ingrid und Klaus Berndt, Wolfgang Mudter: „Die Einwohner von Bischmisheim vor 1900 mit Grumbacher Mühle und Schafbrücke“ ,
1999, 648 S. (vergriffen).
Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde e.V. Bd. 41.

Geschichtswerkstatt Bischmisheim: „Bischmisheim in historischen Bildern“,
3. erweiterte Auflage, 2008, 116 Seiten mit Zeittafel und 190 historischen Fotos von Straßen, Gebäuden, Dorfplätzen usw.
Texte: Werner Karg
Preis: 10 EUR

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