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Von Bischmissern, Bigezogenen und Auswanderern
Der Kulturring Bischmisheim hatte zum ersten Geschichts-Stammtisch eingeladen und erfreulich viele Bürgerinnen und Bürger folgten dem Ruf in das Gasthaus Zum Reinsche. Mit Plakaten, einer Vorschau in der Saarbrücker Zeitung, dem Wochenspiegel und auf der Internetseite www.bischmisheim.de sowie durch persönliche Einladungen hatte der Vorstand für den Dialog mit Zeitzeugen geworben. Nicht als Konkurrenz oder Nachfolger zur Geschichtswerkstatt sondern als ein Zusammentreffen kundiger Einheimischer, die die Geschichte unserer Gemeinde mit Geschichten und Geschichtchen für die nachfolgenden Generationen leichter und intensiver erfahrbar machen können. Im Blickpunkt die letzten 100 Jahre und hier besonders die Jahre und Jahrzehnte, die die Zeitzeugen selbst erlebt haben.
Unter Leitung des Kulturring-Vorsitzenden Rolf-Dieter Ganz hatten sich 19 Personen beim Reinsche versammelt. Schon bei der Vorstellungsrunde und der Antwort auf die Frage, warum sie gekommen sind und was sie sich von diesem Treffen versprechen, wurde es sofort munter. Ein Stichwort ergab das nächste, so dass die erste Stunde schon fast rum war, ehe alle Teilnehmer wenigstens einmal zu Wort gekommen waren. Evakuierung, Lebensmittelkarten, TN-Heim, Westwall (mit Fachmann Patrick Frank), MUF-Länder usw. Begriffe, mit denen die jüngeren Mitbürger wohl kaum noch etwas anfangen können.
Besonders die über 80Jährigen hatten viel zu erzählen. So berichtete Rudi Wagner aus der Philipp-Karl über die erste Evakuierung, die er in Bochum verbracht hatte. Hier fiel seinem Lehrer auf, dass er zwar hochdeutsch lesen aber nicht sprechen konnte. Denn wenn er sprach, hieß Hahn und Hühner bei ihm Hinkel und die Ziegen Geisse, was aber niemand in Bochum verstand. Willi Hussong, vor 59 Jahren ins Hessische ausgewandert, erinnerte sich an seine Fußballerzeit beim FV 09 zusammen mit Rudi Wagner. Inzwischen ist er als Ahnenforscher erfolgreich unterwegs. Mit Hilfe seiner Tochter Andrea Pfeffermann war er eigens aus Taunusstein nach Bischmisheim gekommen. Horst Schmeer, begleitet von seiner Frau Inge, mit der er fast 62 Jahre verheiratet ist, gehört sicher zu den B’heimern, die am meisten über die Entwicklung des Dorfes in den letzten Jahrzehnten wissen. Von ihm kam auch der Vorschlag, sich bei der Entwicklung konkreterer Themen zunächst einmal der früheren Geschäftswelt unseres Dorfes anzunehmen. „Was es z.B. am Geisberg alles gegeben hat…“
Uffgepasst un uffgeschrieb: Alle versuchen in den nächsten Wochen bis zum zweiten Treffen am Sonntag, 9. April aus der Erinnerung aufzuschreiben, welche Geschäfte, Gasthäuser usw. es früher gegeben hat; was sie angeboten hatten, wo und wie sie in schwieriger Zeit existieren konnten und dann doch geschlossen werden mussten usw. Auch wenn der von der Geschichtswerkstatt mit viel Erfolg gepflegte wissenschaftliche Ansatz bei der Forschung nach der Gründung und Entwicklung unseres Dorfes von diesem Kreis nicht fortgesetzt werden kann, so sollen die in den einzelnen Stammtisch-Treffen zusammengetragenen Geschichten doch aufgeschrieben werden. Dafür will unsere schriftstellerisch tätige Mitbürgerin Heike Altpeter schon sorgen, die eine erste kleine Broschüre aus Bischmisse Ende 2016 veröffentlicht hat. Aber auch der Kulturring schmiedet bereits Pläne für eine Weiterverbreitung des Gehörten und noch zu Hörenden vun gischda unn friea. Ich habe jedenfalls am Sonntag gelernt, dass ich nicht in der Feldstraße sondern in der Longhohl wohne… rdg. |