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28.09.20 - Sparkasse: Es gibt keine Lex Bischmisheim

Sparkasse: Es gibt keine Lex Bischmisheim

Wer erwartet hat, dass wir nach dem Gespräch „Bischmisheimer Vereine - Sparkassen-Vorstand“ triumphierend von einer Rücknahme der kompletten Schließung unserer Filiale seitens des Geldinstituts berichten können, wird restlos enttäuscht sein. „Es gibt keine Lex Bischmisheim - wie es auch keine Lex Fischbach etc. geben wird“ so die klare Aussage des Bank-Repräsentanten - eine dennoch ernüchternde Bilanz nach 75 Minuten offenem und gutem Gespräch. Mit der Zusicherung, die Automaten so lange zugänglich und nutzbar für die Bischmisheimer Kundinnen und Kunden zu halten, bis die Immobilie in der Kirchstraße verkauft ist. Und zusätzlich mit dem Versprechen, mit der Volksbank den Kontakt mit dem Ziel einer möglichen Übereinkunft für die Aufstellung eines „Sparkassen-Automaten“ in der ebenfalls von Personal verwaisten Schalterhalle der VVB in der Kreuzstraße zu intensivieren. Immerhin…

Gute Atmosphäre

Das Gespräch fand sozusagen auf neutralem Boden statt: im Gemeindehaus mit ausreichend Platz und Abstand für die acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Danke an die Verantwortlichen Karsten Siegel und Andreas Risto. Den Termin 21. September 2020, 17.00 Uhr hatte dankenswerterweise SPD-Stadträtin Esther Lipka in ihrer Eigenschaft als Verwaltungsratsmitglied der Sparkasse Saarbrücken organisiert. Nachvollziehbar, dass sie sich in der Diskussion weitgehend zurückhielt. Als Vertreter der Sparkasse war Vorstandsmitglied Frank Saar u.a. zuständig für Organisationsfragen des Geldinstituts und zudem designierter Nachfolger des derzeitigen Vorstandsvorsitzenden Hans-Werner Sander nach Bischmisheim gekommen; für die Bischmisheimer Vereine diskutierten die beiden Vorsitzenden der AWO, Marie-Luise Wilhelm und Elke Jung, der Vorsitzende des Sängerchores, Rolf Hippchen, Esther Lipka und Philipp Stalter für den SPD-Ortsverein, CDU-Stadträtin Dr. Christel Weins sowie der Vorsitzende des Kulturrings, Rolf-Dieter Ganz.

Die Situation der Sparkasse im allgemeinen und die der Filiale im Besonderen


Zunächst erläuterte der Gast die aktuelle Situation der Sparkasse Saarbrücken und die Beweggründe für die Schließung. Da war die Rede von „dramatischen Veränderungen“ in den Geldgeschäften auf Grund der Digitalisierung und des Niedrigzins, von „dramatischem Rückgang der Kundenkontakte - so besuche pro Stunde nur noch ein Kunde die Filiale“ - von Regulierungserfordernissen und dass demzufolge von Seiten der Verantwortlichen der Sparkasse Anpassungen an die aktuelle Situation notwendig seien. „Filialen standen lange im Mittelpunkt, aber der dramatische Rückgang der Nutzung“ zwinge die Bank zum Handeln. Von den von dieser „Anpassungswelle“ betroffenen Zweigstellen hätte Bischmisheim die geringste Nutzung ausgewiesen, so Frank Saar. Corona sei zudem „als eine Art Beschleuniger“ registriert worden. Man hätte vor der Überlegung gestanden, die Filiale im Mai noch einmal zu öffnen, um sie kurz danach wieder schließen zu müssen - das hätte man der Kundschaft nicht zumuten wollen. Die Perspektive für Automaten habe sich durch die Zunahme der Bankgeschäfte via Computer ebenfalls verschlechtert - abgesehen von den Kosten und der notwendigen Erneuerung im Zeitraum von 8 bis 9 Jahren aufgrund neuerer Sicherheitsmaßnahmen. Dass der Briefschlitz zugeklebt werden musste, sei ebenfalls eine Sicherheitsmaßnahme gewesen. „Sie glauben ja nicht wie fantasievoll Überweisungsformulare u.a. aus dem darunter befindlichen „Korb“ gefischt werden…“

Hoffnung auf Koop mit der VVB

Dass unser Gegenüber jede Kritik unsererseits geschickt gekontert hat, will ich ihm hier zugestehen. Dennoch war nicht alles überzeugend. Insbesondere unsere Hinweise, dass die Schließung vor allem zu Lasten der älteren und nicht mehr so mobilen Bürgerinnen und Bürger ginge - vor dem Hintergrund, dass Geschäfte Bargeldzahlung bevorzugen - konnte er zwar nachvollziehen, machte aber Alternativen geltend. „Auch Senioren nehmen Kontakte auf digitalen Wegen an.“ Zudem stünden öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung. Dass die rückläufige Nutzung der Filiale auch mit den für die Kundschaft komplizierten Öffnungszeiten - wir erinnern uns mo + die nachmittags, mi geschlossen, do + fr morgens - in Zusammenhang stehe, wollte er so nicht gelten lassen. Es wären aber schon erste Maßnahmen nach Auswertung der Nutzerzahlen gewesen. Überlegungen, mobile Einrichtungen auch für Bischmisheim in Erwägung zu ziehen, kämen als Maßnahme für unseren Stadtteil mit seiner Nähe zu Brebach und zur Stadt nicht in Betracht. Sie seien eher für Gegenden mit geringer Bevölkerung sinnvoll. Auf die provokative Frage „Was unterscheidet Sie noch von Online-Banken?“ wies Frank Saar auf die vielfältigen Kontaktmöglichkeiten bis hin zu Hausbesuchen hin. „Unsere Beratung für Ihre individuellen Anliegen ist auch in Zukunft gewährleistet. Anruf genügt. Wir kümmern uns darum.“ Dass wir gerade auf diesem Punkt beharrten („Ältere Menschen werden immer mehr entmündigt…“), führte wie eingangs erwähnt immerhin zur Zusicherung, dass das Selbstbedienungscenter vorerst weiterhin genutzt werden könnte. Für die Unterbringung eines Automaten im Schaltraum der VVB machte er uns nicht allzu große Hoffnungen. Dennoch wolle er sich darum bemühen. Es sei eben unausweichlich, dass „die Bequemlichkeit (mit einer Zweigstelle vor Ort, Anm. des Autors) für sehr wenige Menschen künftig entfällt“.

Aufklärung tat not


Einen Zahn hat mir Frank Saar gleich am nächsten Tag gezogen. Ich hatte mich - sehr verärgert - darüber beklagt, als treuer Kunde - seit über 50 Jahren - nicht einmal ein Schreiben von der Sparkasse erhalten zu haben. Und auch keine Antwort auf mein Schreiben als Kulturring-Vorsitzender an den Vorstand. „So solle die Kommunikation nicht laufen.“ So seine spontane Einlassung. Und nach Prüfung konnte Frank Saar feststellen, dass ich nicht in Bischmisheim sondern in Brebach gelistet bin. Wie und wann das erfolgte, das werde ich in den nächsten Tagen zu klären versuchen. Andere Kundinnen und Kunden waren per Brief vor der Zeitungsveröffentlichung informiert worden. Danke für die Aufklärung.

Sobald wir Näheres über die Bemühungen von Frank Saar erfahren, werden wir das Ergebnis hier veröffentlichen. Inzwischen liest und hört man von weiteren Protesten gegen die Teil- und/oder Totalschließungen. Aber ein Einlenken ist kaum zu erwarten.

rdg