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07.11.16 - USA-Besucher begeistert von Bischmisheim

USA-Besucher begeistert von Bischmisheim

Rosemary Ludt aus Michigan auf den Spuren ihrer Vorfahren – Viele Helfer bei der Recherche

Der Kontakt entstand eher zufällig. Am 30. Juli landete eine Mail aus den USA bei der Geschäftsführerin des Kulturrings und Hüterin der Eingangsadresse von Bischmisheim.de. Darin kündigte eine Rosemary Ludt (!) ihren Besuch für Ende September in Deutschland und insbesondere in Bischmisheim an – auf den Spuren ihrer Vorfahren wollte sie wissen, ob die Möglichkeit eines geführten Rundgangs durch unsere Gemeinde bestünde. Heike Hippchen schickte die Anfrage an den Vorstand. Mich erreichte sie an der Südspitze Spaniens rund 14 Km vor dem afrikanischen Kontinent. Plötzlich schien zumindest auf elektronischem Wege eine Verbindung dreier Kontinente möglich... Noch in Sichtweite der Küste von Afrika signalisierte ich als Vorsitzender des Kulturrings meine Bereitschaft zu einer Führung durch Bischmisheim.

Die US-Bürgerin aus Dowling (Michigan) outete sich als Enkelin von Wilhelm Heinrich Ludt, der am 1. Mai 1894 in Bischmisheim das Licht der Welt erblickte und Anfang des 20. Jahrhunderts nach Nord-Amerika ausgewandert war. Rose Ludt, ihr Vater Wilhelm Karl wurde 1918 in Frankfurt geboren, erläuterte in ihren Mails, bereits seit zehn Jahren auf der Suche nach der Geschichte ihrer aus Bischmisheim stammenden Familie zu sein. Und es bedeute ihr sehr viel, schon bald im Land ihrer Vorfahren unterwegs sein zu können.

Der Rundgang sollte am 30. September stattfinden. Von München käme die vierköpfige Gruppe – zwei befreundete Paare unter Leitung von Rose Ludt – über Frankfurt nach Saarbrücken bzw. Saarbrücken-Bischmisheim. Nun war der Rundgang das eine, Spuren ihrer Urahnen aufzufinden das andere. Meine Nachfragen bei mir bekannten Bürgerinnen und Bürgern mit dem Geburtsnamen Ludt (Hilde Schwindt, geb. Ludt; Jörg Ludt) blieben erfolglos. Am Rande einer Vorstandssitzung des Kulturrings erfuhr ich, dass sich Rolf Hippchen und Klaus Schulz auf verschiedenen Wegen mit Familiengeschichten befassen. Der Kontakt war rasch hergestellt; ich erweiterte ihn noch zu Gerhard Hochstraßer, der wiederum bei Horst E. Schmeer (Hof in den Birken) nachforschte. Und so fanden die „Altertumsforscher“ u.a. Familienblätter mit Daten zu diesem Bischmisheimer Zweig mit dem häufig vertretenen Namen Ludt; dass die Familie wohl in der Kirchstraße gelebt hat und es wohl noch eine Verwandte mit Wohnsitz Hochstraße geben müsste. Aus den Familienblättern geht hervor, dass der in Bischmisheim gebürtige Wilhelm Heinrich Ludt Eisenbahner war und dass seine Mutter eine geborene Elisabeth Fess gewesen sei.

Damit konfrontiert schickte mir Rosemary Ludt zwei Ortspläne: einer aus dem Jahr 1738 mit dem Hinweis, dass die Familie von Johann Jakob Ludt zu dieser Zeit im Bereich Hauptstraße/Bornshübel gewohnt haben muss; der zweite Plan mit der Straßenführung von 1822 und einem Pfeil ganz in der Nähe der Wohnung aus dem 18. Jahrhundert. Diese heute nicht mehr vorhandenen Häuser bzw. deren damalige angenommene Lage interessierte die US-Besucher ganz besonders.

Wir begannen unseren Rundgang bei leider nasskaltem Wetter vor dem Bürgerhof Matze. Erste Station die Schinkelkirche. Ich hatte vorsorglich unseren Besuch bei Küster Andreas Risto angemeldet, so dass die kleine Gruppe sich auch im Innern inkl. Empore umschauen konnte – und echt beeindruckt war. Rund zwei Stunden waren wir anschließend rauf und runter unterwegs; ich versuchte – übrigens auf englisch, einer der Begleiter sprach leider nur wenig deutsch – alles zu zeigen und zu erläutern, was neben den persönlichen Interessen Rosemarys auch für „normale“ Touristen spannend sein könnte. So z.B. auch vom Steinacker aus den Blick auf die Landeshauptstadt und die Umgebung. A propos Steinacker: Überraschend für mich, wie sehr sich die Gruppe für das Kriegerdenkmal interessierte und ausgiebig Fotos machte. Am Steinacker trafen wir zufällig Heinz Fess, den ich auf seine mögliche „Verwandte“ ansprach und der spontan versprach, seinerseits nach Elisabeth Fess zu forschen.

Nur zu verständlich, dass Rose Ludt besonders bewegt war, als wir die ungefähre Lage der Häuser ihrer Urahnen in Augenschein nahmen – auf den Straßen, auf denen ihre Verwandten vor langer Zeit bereits unterwegs waren. Gerade für diese „besonderen Locations“ war sie am Ende unseres rund zweistündigen Rundgangs dankbar. Unmittelbar beim Besteigen des Taxis lief uns der ehemalige Leiter der Geschichtswerkstatt, Werner Karg, über den Weg. Den ich als wichtigen Geschichtsforscher unserer Gemeinde vorstellen konnte – und als Autor des Büchleins über Bischmisheim aus dem Jahre 1994, das ich dem Gast als Begrüßungsgeschenk überreicht hatte.

Festzuhalten bleibt, dass die liebenswürdigen und wissbegierigen Gäste Bischmisheim in ihr Herz geschlossen haben („your beautiful village of Bischmisheim“). Die größte Mühe machte meinem „Schul-Englisch“ übrigens die Übersetzung der Geschichte, wie die Rehböck zu ihrem Nickname gekommen sind... Mit Rosemary Ludt, die in den Tagen ihres Deutschland-Aufenthalts ihren 65. Geburtstag feiern konnte, verbindet mich jetzt eine echte Freundschaft. Sie bedankte sich namens der Ludt-Familie – ob jetzt oder künftig – dafür und für die schöne Führung. Dass sie nach Bischmisheim noch einen Ausflug in meine Geburtsstadt Trier machten, rundeten die guten Gefühle ab. Besonders aber ihr Satz, sie könne es gar nicht erwarten, bald schon wieder zurückzukommen. Sollte sie diesen Beitrag jemals lesen, sollte sie diese Worte in ihrem Herzen bewahren: Thank you, Rosemary. And Good-Bye in Bischmisheim.     rdg. 

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